Hydrologie

Wasserbilanz

Ein paar Zahlen, um einen Eindruck zu gewinnen, wieviel Regen auf einen Quadratmeter im Jahr fällt und wieviel dann wieder verdunstet und wieviel abfließt und anderswo wieder verdunstet. 1 mm Wassersäule entspricht dabei einer Wassermenge von 1 Liter pro Quadratmeter [l/m³].

Die Wasserbilanz stellt dabei die "Einnahmen" an Wasser (Niederschlag, Zufluss) den "Ausgaben" eines Gebietes an Wasser (Abfluss, Verdunstung) gegenüber und berechnet für ein gegebenes Gebiet und einen Zeitraum die Veränderung bezüglich des im Gebiet gespeicherten Wassers. In Gleichungsform wird sie Wasserbilanzgleichung oder Wasserhaushaltsgleichung genannt.

Tab. 1 - Die Wasserbilanz aus globaler Sicht (Baumgartner & Reichel, 1975):


Durchschnitt Weltweit über Land über Meer
Niederschlag 970 mm/Jahr 746 mm/Jahr 1066 mm/Jahr
Verdunstung 970 mm/Jahr 480 mm/Jahr 1176 mm/Jahr
Abfluss
266 mm/Jahr


Tab. 2 - Die Wasserbilanz von Deutschland bzw. der norddeutschen Küstenregion (NLÖ, 2001):


Deutschland

Ndd. Küstenregion
Hunte-Einzugsgebiet
(Pegel Huntlosen)

(1963-1999)

Ndd. Küstenregion
Leda-Jümme
(Pegel Soeste)

(1971-1999)
Niederschlag 790 mm/Jahr 720 mm/Jahr 779 mm/Jahr
Verdunstung 490 mm/Jahr 477 mm/Jahr 494 mm/Jahr
Abfluss 300 mm/Jahr 243 mm/Jahr 285 mm/Jahr
(Tideeinfluss!)


Wasserdargebot und Wasserverfügbarkeit

Wenn man den Verbrauch des Wassers durch die Gesellschaft bei der Berechnung der Wasserbilanz mit einbezieht und berücksichtigt, dass letztlich nur das Wasser verbraucht werden kann, das verfügbar ist, bedient man sich des Wasserdargebots.

Das Wasserdargebot ergibt sich aus der Summe von Niederschlag und dem Zufluss von Oberliegerstaaten. Für Deutschland sind das 790 mm/a Niederschlag und rund 200 mm/a Zufluss aus der Schweiz, Österreich und Tschechien. Zusammen ergeben sich also 990 mm/a (Baumgartner & Liebscher, 1996). Dieses Wasser ist aber nur theoretisch nutzbar, da ja ein erheblicher Teil auf natürliche Weise wieder verdunstet, zum einen als Transpiration über Pflanzen, zum anderen von Wasserflächen oder von unbewachsenem Boden. In Deutschland sind das im ca. Mittel 490 mm/a (Baumgartner & Liebscher, 1996).

Die Differenz zwischen dem Wasserdargebot und der Verdunstung, ca. 500mm/a, wäre also im Prinzip nutzbar. Tatsächlich werden davon derzeit in Deutschland nach Angaben des Bundesverbandes für Wasser und Gas (BGW) aber nur ca. 23% für die Wasserversorgung verwendet. Das genutzte Wasser stammt dabei aus Flüssen, aus dem Grundwasser oder aus Talsperren. Der Anteil der Trinkwasserversorgung an der Wasserversorgung beträgt aber lediglich 9% und damit nur ca. 3% des Wasserdargebots. Nach der "Nutzung" wird der Großteil des Wassers nach einer Reinigung in Kläranlagen dem hydrologischen Kreislauf aber wieder zugeführt.

Im wasserreichen Deutschland stehen im langjährigen Mittel pro Jahr 182 Milliarden Kubikmeter Wasser zur Verfügung (BGW 2004). Die Wasserentnahme aller Wassernutzer beträgt rund 41 Milliarden Kubikmeter. Insgesamt werden weniger als die besagten 23 % des jährlichen Wasserdargebotes dem Wasserkreislauf entnommen und diesem nach Gebrauch wieder zugeführt. Demnach werden 77% des Wasserdargebotes nicht genutzt. Dies ist aber auch sinnvoll, da ja nicht nur der Mensch das Wasser nutzt, und da jeder Eingriff in den hydrologischen Kreislauf anderswo Auswirkungen für andere Nutzer (Tiere, Pflanzen) haben kann. So kann z.B. die übermäßige Entnahme von Trinkwasser zur Absenkung des Grundwasserspiegels führen, die wiederum zur Folge haben kann, dass manche Pflanzen eben diese Grundwasser nicht mehr nutzen können und nicht mehr existieren können. Diese Folge sollte also ebenso vermieden werden wie die langfristige Ausschöpfung der Wasserressourcen. Um die Ausschöpfung zu vermeiden wurde der Begriff "nachhaltige Wasserversorgung" definiert. Das Grundwasserschutz-Programm des OOWV ist auf der Homepage des OOWV einsehbar.